Pädagogik

Seit meinem ersten Theaterworkshop mit 13 Jahren habe ich immer auch selbst Theatergruppen geleitet, Workshops veranstaltet oder Unterricht gegeben. Manchmal war der Unterricht ausgelegt auf Experimente und Stückentwicklung, manchmal konzentriert auf Vermittlung von Fertigkeiten.
Hier finden sich meine Prinzipien zum Bewegungsunterricht.
Meine zentralen Prämissen lauten:

Die Wahrnehmung für den eigenen Körper zu schulen ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Schritte des Bewegungsunterrichts – zur Verletzungsprävention und als Grundlage für die korrekte Ausführung vorgegebener Bewegungsmuster; das Training findet deswegen – zumindest anfangs – ohne Spiegel statt

Bewegung sollte gelehrt werden mit Augenmerk auf
– Wiederholung und Verfeinerung (Distinktion)
– sprachlich angemessene Vermittlung (korrekte und ausführliche Benennung der vorgegebenen Bewegungsabläufe)
– Wissen um die Einsatzmöglichkeiten und die Wirkmacht von Bildern/Metaphern

Rhythmus ja, Tempo nein

Rhythmus meint die bewusste Gestaltung des Trainings in Hinsicht auf die Auswahl und Sequenzierung von Bewegungen unterschiedlicher Energieniveaus und Merkmale; sie finden von Anfang an mit rhythmischer Ordnung statt

– es wird in langsamem Tempo gelehrt, da hohe Geschwindigkeit im Input und beim Lehren einzelner Bewegungen Stress erzeugen und einer spezifischen Wahrnehmung abträglich sind. Sobald Abläufe vertraut sind, kann es durchaus sportlich werden.

Ausgehend von meiner Beschäftigung mit dem Linklater-Stimm-Training weise ich auf den Einsatz der Stimme der Lehrenden als Motivationsträger und Rhythmusgeber hin; im physischen Theater ist das Training der Stimme selbst auch Teil des allgemeinen Körpertrainings

Training wird in der Regel ohne Musik durchgeführt, um Aufmerksamkeit ungefiltert auf die Bewegung zu richten. 

Lernen findet in verschiedenen Raumkonstellationen statt. Der konventionelle Unterricht nutzt vor allem die frontale Ausrichtung in Reihen und die Diagonale für raumgreifende Schritte. Ich liebe die Erweiterung auf ein Training im Kreis, teilweise mit Handfassungen für Balanceübungen. Der Kreis ruft ein Ensemblegefühl auf und weitet den Blick aller Schüler*innen auf Unterschiede und Ähnlichkeiten verschiedener Körper

Das Bewusstsein für Richtungen im Körper und Raum wird sowohl im Kreis als auch in anderen Raumformen geschult

Im sogenannten „kinesthetischen warm-up“ setzen die Schüler*innen verschiedene Bewegungsprinzipien eigenständig und spielerisch im Raum um; hier wird in der Regel Musik eingesetzt

Alle Unterrichtsinhalte, d.h. die Auswahl der Bewegungen, die modellhaft beigebracht werden, sollen mit einem grundsätzlichen Verständnis von Anatomie (Artikulationsmöglichkeiten der verschiedenen Gelenke, das Zusammenspiel verschiedener Systeme wie Muskeln/Sehnen/Faszien) unterfüttert sein und entsprechend vermittelt werden

Ich setze im Training Übungen in direktem Körperkontakt, im Paar oder Trio, ein, aus der Kontaktimprovisation oder aus dem physischen Theater sowie Beobachtungsübungen im Paar zur Schulung der Wahrnehmung von Bewegung aus der Außenperspektive mit einem Beschreibungsauftrag, der die eigene Wahrnehmung weiter verfeinert

BEWEGUNG schließt TANZEN mit ein. In den verschiedenen Tanzstilen gibt es natürlich verschiedene normative Kriterien für Bewegungen. Ich selbst finde es schöner, im Tanzen die Bewegungsfreiheit zu feiern – und dafür möchte ich die bestmöglichen Grundlagen geben. Damit ausgestattet lässt sich auch beim Lernen spezifischer Stile nichts falsch machen. – Während bei der Eigenschöpfung von Tanz nichts wichtiger ist, als auf die eigene Wahrnehmung vertrauen zu können und an der individuellen Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragen zu reifen.

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